nach einer Cassette der Philadelphia Gemeinde, Berlin
Die Bibel kennt keine besondere Lehre der Seelsorge, da Gott seinen Kindern ein Leben in Freiheit von körperlichen und seelischen Störungen verheißen hat. Christus hat am Kreuz nicht nur unsere Sünden sondern auch unsere Krankheiten und Gebrechen getragen. Wenn wir dies nicht erleben, so hat dies im wesentlichen damit zu tun, daß wir uns immer noch unabhängig von Gott machen (wollen) und die Geschenke aus seiner Hand nicht annehmen. Unabhängigkeit von Gott ist aber die Ursünde schlechthin und der Kern jeglichen Fluches, der auf uns kommen kann: wir geben dem Satan einen Freiraum, uns zu schädigen und mit Krankheiten und Problemen zu belasten.
Da die konkreten Schädigungen selten unmittelbar mit den Ursachen (der Art unseres Unabhängigkeitsstrebens) zu tun haben, können wir eine Lösung nicht erwarten, wenn wir den Symptomen nachgehen - also die Krankheit bekämpfen wollen. Stattdessen sollten wir danach suchen, was uns daran hindert, geistlich und seelisch gesund zu werden. Denn wenn wir innerlich heil geworden sind, werden nach und nach auch fast alle unsere Probleme und Störungen verschwinden.
Eine Seelsorge sollte sich daher weniger an den Symptomen der Störung orientieren als an den Gesundmachern. Abgesehen von diesen Grundwahrheiten braucht ein Seelsorger - der natürlich ein bekehrter Christ sein muß, der an die Verheißungen Gottes glaubt - keine besonders aufwendige Seelsorgeausbilung.
Unabhängigkeit ist die Grundhaltung, das eigene Leben selbst führen zu wollen: ``Ich mache das alleine''. Diese Haltung ist eigentlich von vorneherein zu Scheitern verurteilt, da sie der Versuch einer Loslösung aus der völligen Abhängigkeit von Gott ist.
Stolz und Minderwertigkeitsgefühle sind die unmittelbaren Konsequenzen des Unabhängigkeitsstrebens. Einerseits ist man verführt, sich ständig selbst zu überschätzen und zu glauben, man könne alles alleine bewältigen. Auf der anderen Seite kommt irgendwann die Erkenntnis, daß dies doch nicht funktioniert. Das Scheitern an vielen Fragen des Lebens führt schließlich zu der Befürchtung, eigentlich gar nichts im Leben zu schaffen, weil man den selbstgesetzen Ansprüchen nicht gerecht wird. Meist entsteht ein ständiges Wechselspiel, das getrieben wird von einem immer geringer werdenden Selbstwertgefühl. Stolz ist eine Form, dieses Vakuum an Liebe, Anerkennung und Wertgefühl zu kompensieren. Man muß sich selbst und anderen beweisen, daß man doch etwas wert ist, und entscheidet sich dafür, die eigenen Kräfte in einer bestimmten Art zu mobilisieren, um dieses Wertgefühl selbst zu erzeugen. Die Grundlagen, die man sich für dieses Wertgefühl wählt, sind sehr verschieden - es können eigene Fähigkeiten, persönliche Eigenschaften, moralische Ansprüche, Wunschvorstellungen und oft sehr verdrehte Formen sein, aus denen man einen persönlichen Gewinn zieht. Es ist jedoch leider immer eine Loslösung von einem Lebensstil, der Wertgefühl und Anerkennung durch Gott sucht, und wird daher immer nur ein unvollständiges Mittel sein, die eigene Minderwertigkeit zu vertuschen. Ein echter Weg, das Vakuum zu füllen ist es nicht, und führt auf die Dauer daher zu immer größeren seelischen Störungen und Problemen. Zudem ist die Haltung der Unabhängigkeit geradezu eine Einladung an den Satan, uns mit weiteren Problemen und Krankheiten zu überfallen, gegen die man nun nicht mehr geschützt ist. Diese zusätzlichen Schäden sind einem dann oft völlig unerklärlich, denn sie haben nicht mehr die geringste Beziehung zu unserem Stolz. Die Frage ``warum geschieht mir dies alles?'' ist nicht zu beantworten, wenn man dem sichtbaren Problem folgt, statt nach der krankmachenden Grundhaltung zu fragen.1
Der einzige Weg zur Heilung liegt darin, vom Weg der Hochmut und des Stolzes umzukehren und demütig zu werden. Demut ist eine Eigenschaft, die heute oft völlig falsch verstanden wird. Viele Menschen verbinden mit dem Begriff Demut ein ``im Staube kriechen'', den Verlust von Rückgrat und Ehre, die Aufgabe jeglichen Selbstwertes, eine willenlose Unterwerfung unter die Unterdrückungsherrschaft eines anderen - jedenfalls etwas, was man mit aller Gewalt vermeiden muß. Deswegen haben Christen ihre besonderen Probleme damit, da sie einerseits als gute Christen demütig sein wollen, anderseits Demut in ihrem Innersten ablehnen.
Echte Demut ist aber etwas völlig anderes, da sie genau das Gegenteil von Stolz darstellt. Sie besteht darin, mit einem klaren Blick für Realitäten, also unter Verzicht auf eine hochmütige Selbstüberschätzung (``ich habe doch auch etwas geleistet'') die eigene Hilfsbedürftigkeit anzuerkennen und bereit zu sein, sich von Gott etwas schenken zu lassen. Liebe, Anerkennung und Wertgefühl läßt man sich in allererster Linie von Gott schenken. Ebenso erkennt Demut die eigene Unfähigkeit an, das Leben unabhängig von Gott führen zu können und strebt einen Lebenstil der Verfügbarkeit für Gott an.
Demut ist genau die Haltung, die bei einer Bekehrung zu Gott erforderlich ist. Sie führt zu einer Veränderung der Persönlichkeit und zu einer Gesundung von Geist und Seele. Die meisten der früheren Probleme und Krankheitssymptome beginnen sich langsam ganz von selbst aufzulösen, wenn ein Mensch durch Demut gesund geworden ist. Man wird offen dafür, den Segen Gottes unverkrampft aus seiner Hand anzunehmen. Jesus hat allen denen, die zu ihm kommen, eine völlige Gesundung versprochen.
Kommt her zu mir - alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will Euch erquicken. Nehmt mein Joch auf Euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe für Eure Seele finden. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.
Demut zu lernen ist die Therapie, die in allen Seelsorgefällen weiterhilft.2 Man muß nur die eigenen Mechanismen des Stolzes durchschauen, um wirklich bereit zu werden, sich von Gott helfen zu lassen. Dann kann eine Heilung stattfinden. Die obige Textstelle sagt uns, worauf es bei der Therapie wirklich ankommt.
Das scheint schwer zu glauben, da auch Christen sich daran gewöhnt haben, dem Werk und den Möglichkeiten von Menschen - insbesondere den Erkenntnissen der Medizin - mehr zu glauben als Gott, und sich dagegen auflehnen, diesen Weg wirklich ohne Vorbehalte zu gehen. Die Versuche, sich darauf einzulassen, scheitern dann oft an der Halbherzigkeit, mit der sie gegangen werden, denn man rechnet eigentlich nicht damit, wirklich gesund zu werden und kann dann im Anschluß dsagen, daß man es immer schon gewußt hat.
Mit dieser Haltung will man Gott zum Lügner machen - aber nur die Wahrheit macht uns frei.
Negative Grundhaltungen sie Stolz, Härte und Ungeduld sind also die Grundvoraussetzungen für unsere Krankheiten. Wenn wir diese Grundhaltungen in uns als solche erkennen, ist der erste wichtige Schritt zur Gesundung getan, denn dann sehen wir die Notwendigkeit ein, den obengenannten Schritten zu folgen und haben auch einen konkreten Ansatzpunkt dafür.
Natürlich treten diese Grundhaltungen oft in sehr verkappter Form auf und werden von den Betroffenen oft nicht als solche erkannt.3 Viele Menschen wissen somit nicht mehr, was sie Gott eigentlich bekennen sollen, wenn sie vor ihn treten, weil ihnen die Erkenntnis für die eigene Schuld fehlt. Sie wundern sich aber dennoch über diverse Symptome, die sie sich nicht erklären können. Seelsorger sind in diesen Fällen oft dazu verführt, den Symptomen und Mechanismen zu folgen, denn diese laden oft geradezu dazu ein. Oft findet man dabei auch einige interessante Dinge und kann manche Kleinigkeiten heilen. Dennoch verliert man sich in ``Nebenkriegsschauplätzen'' und wird von dem eigentlichen Problem abgelenkt.
Es ist wichtig zu begreifen, daß es im Endeffekt nur eine Ursache für seelische Störungen (und auch für viele Probleme und körperliche Krankheiten) gibt, nämlich Stolz und Unabhängigkeitsstreben. Natürlich wäre es zu platt, vor Gott zu treten und zu bekennen ``Ich bin stolz'', wenn man nicht wirklich weiß, wovon man redet. Die pauschale Erkenntnis nutzt wenig, da sie nicht zur Bereitschaft führt, im konkreten Fall etwas zu ändern. Der Finger muß also auf die konkrete Spielart des Stolzes gelegt werden, damit auch eine gezieltere Therapie stattfinden kann. Erkenne ich meine Form des Stolzes und die Defizite, die ich damit kompensieren will, und begreife ich, daß ich das eigentlich gar nicht nötig habe, weil Gott meine Defizite füllen will, dann kann ich selbst davon loslassen und Gott ehrlichen Herzens um Heilung bitten.
Eine gewisse Vorsicht ist dennoch angesagt. Das Ziel der Betrachtung sollte nicht sein, in akribischer Suche alle Varianten des Stolzes zu untersuchen und dann alles Erkannte zu bekämpfen oder zu unterdrücken. Denn das wäre wiederum der Weg der eigenen frommen Leistung. Außerdem ist die Bekämpfung einer bestimmten negativen Eigenschaft nicht das eigentliche Ziel, denn diese negative Eigenschaft ist ja nur eine Spielart desselben Grundübels. Es ist der ganze Mensch, der gesund werde muß - nicht nur eine kleine Facette.
Die Auseinandersetzung mit dem Negativen darf also kein Selbstzweck werden. Sie ist nur ein Hilfsmittel zur Erkenntnis, damit wir gezielter Vor Gott treten können, unsere Hilfsbedürftigkeit erkennen, und uns dann von Jesus helfen lassen, unseren Stolz zu überwinden. Gesund werden wir nur durch völlige Hingabe an Jesus (im Sinne der obigen Schritte) und eine Öffnung für eine Führung durch den heiligen Geist - den großen Helfer, den Jesus uns zurücklies. Nicht der menschliche Therapeut oder Seelsorger ist in der Lage zu heilen, nicht die eigenen Selbstheilungskräfte, sondern nur Gott selbst.
Welche raffinierte Verdrehungen haben Menschen erfunden, um ihren Stolz auszuleben, ihn als etwas Gutes und Berechtigtes darzustellen oder ihn zu vertuschen? In der folgenden Aufzählung wird sicherlich jeder Mensch sich in mehreren Varianten wiederfinden. Dies aber soll kein Grund zur Panik oder zur Frustration sein. Im Gegenteil, erst diese Erkenntnis ist der Weg zur Besserung. Wir sehen uns, wie wir wirklich sind, erkennen die Schuldhaftigkeit unseres Verhaltens und unsere Hilfsbedürftigkeit, was eine Änderung unserer Grundhaltung betrifft, und lassen uns vielleicht erstmalig wirklich so auf Gott ein, daß wir aus seiner Hand Gnade und Veränderung annehmen. Als Seelsorger sollten wir unserem Gegenüber bei dieser Selbsterkenntnis helfen, indem wir versuchen, seinen Charakter zu erkennen und ihm/ihr dann in Liebe und Freundlichkeit den Weg zu öffnen, sich selbst unverfälscht zu sehen.
Ungehorsam und erklärte Unabhängigkeit
Die graue Maus
fällt nie auf und läßt sich auf nichts ein, was schwierig ist. Laßt
sich nicht fordern und kann somit niemals überfordert werden.
Liebessucht und Liebeserpressung
ich binde andere durch Wohlverhalten an mich und nötige sie dazu,
immer lieb zu mir zu sein.
Beides sind Formen von Manipulation
Sucht und Alkoholismus
Sexuelles Fehlverhalten und Ablehnung gesellschaftlicher Tabus
ich suche mir meine Form der Lust, wann und wie ich es will
- sei es nun nur in Gedanken oder real.
Führt sehr schnell zur Abhängigkeit.
Auch Alkoholismus ist keine wirkliche Krankheit sondern ausgelebte
Unabhängigkeit. Nur ist der Weg zurück sehr schwer und nur durch
Gottes Gnade wirklich möglich.
Oft wurden diese Formen durch andere mitgeprägt und schon vor langer Zeit festgelegt. Dennoch ist die konkrete Ausprägung eine Folge meiner Entscheidung gewesen, mit der ich auf ein Defizit reagiert habe. Die Entscheidung kann daher nur von mir selbst korrigiert werden und nicht etwa durch eine starken Seelsorger oder Therapeuten. Diese können mir nur helfen, zu erkennen, welche Schritte nötig sind - gehen muß ich sie selbst. Und Gott wird mich dann heilen