Seelsorge -- Überwindung der Unabhängigkeit von Gott
 

nach einer Cassette der Philadelphia Gemeinde, Berlin


 


Die Bibel kennt keine besondere Lehre der Seelsorge, da Gott seinen Kindern ein Leben in Freiheit von körperlichen und seelischen Störungen verheißen hat. Christus hat am Kreuz nicht nur unsere Sünden sondern auch unsere Krankheiten und Gebrechen getragen. Wenn wir dies nicht erleben, so hat dies im wesentlichen damit zu tun, daß wir uns immer noch unabhängig von Gott machen (wollen) und die Geschenke aus seiner Hand nicht annehmen. Unabhängigkeit von Gott ist aber die Ursünde schlechthin und der Kern jeglichen Fluches, der auf uns kommen kann: wir geben dem Satan einen Freiraum, uns zu schädigen und mit Krankheiten und Problemen zu belasten.

Da die konkreten Schädigungen selten unmittelbar mit den Ursachen (der Art unseres Unabhängigkeitsstrebens) zu tun haben, können wir eine Lösung nicht erwarten, wenn wir den Symptomen nachgehen - also die Krankheit bekämpfen wollen. Stattdessen sollten wir danach suchen, was uns daran hindert, geistlich und seelisch gesund zu werden. Denn wenn wir innerlich heil geworden sind, werden nach und nach auch fast alle unsere Probleme und Störungen verschwinden.

Eine Seelsorge sollte sich daher weniger an den Symptomen der Störung orientieren als an den Gesundmachern. Abgesehen von diesen Grundwahrheiten braucht ein Seelsorger - der natürlich ein bekehrter Christ sein muß, der an die Verheißungen Gottes glaubt - keine besonders aufwendige Seelsorgeausbilung.

Stolz als Mittel zur Vertuschung von Minderwertigkeit

Unabhängigkeit ist die Grundhaltung, das eigene Leben selbst führen zu wollen: ``Ich mache das alleine''. Diese Haltung ist eigentlich von vorneherein zu Scheitern verurteilt, da sie der Versuch einer Loslösung aus der völligen Abhängigkeit von Gott ist.

Stolz und Minderwertigkeitsgefühle sind die unmittelbaren Konsequenzen des Unabhängigkeitsstrebens. Einerseits ist man verführt, sich ständig selbst zu überschätzen und zu glauben, man könne alles alleine bewältigen. Auf der anderen Seite kommt irgendwann die Erkenntnis, daß dies doch nicht funktioniert. Das Scheitern an vielen Fragen des Lebens führt schließlich zu der Befürchtung, eigentlich gar nichts im Leben zu schaffen, weil man den selbstgesetzen Ansprüchen nicht gerecht wird. Meist entsteht ein ständiges Wechselspiel, das getrieben wird von einem immer geringer werdenden Selbstwertgefühl. Stolz ist eine Form, dieses Vakuum an Liebe, Anerkennung und Wertgefühl zu kompensieren. Man muß sich selbst und anderen beweisen, daß man doch etwas wert ist, und entscheidet sich dafür, die eigenen Kräfte in einer bestimmten Art zu mobilisieren, um dieses Wertgefühl selbst zu erzeugen. Die Grundlagen, die man sich für dieses Wertgefühl wählt, sind sehr verschieden - es können eigene Fähigkeiten, persönliche Eigenschaften, moralische Ansprüche, Wunschvorstellungen und oft sehr verdrehte Formen sein, aus denen man einen persönlichen Gewinn zieht. Es ist jedoch leider immer eine Loslösung von einem Lebensstil, der Wertgefühl und Anerkennung durch Gott sucht, und wird daher immer nur ein unvollständiges Mittel sein, die eigene Minderwertigkeit zu vertuschen. Ein echter Weg, das Vakuum zu füllen ist es nicht, und führt auf die Dauer daher zu immer größeren seelischen Störungen und Problemen. Zudem ist die Haltung der Unabhängigkeit geradezu eine Einladung an den Satan, uns mit weiteren Problemen und Krankheiten zu überfallen, gegen die man nun nicht mehr geschützt ist. Diese zusätzlichen Schäden sind einem dann oft völlig unerklärlich, denn sie haben nicht mehr die geringste Beziehung zu unserem Stolz. Die Frage ``warum geschieht mir dies alles?'' ist nicht zu beantworten, wenn man dem sichtbaren Problem folgt, statt nach der krankmachenden Grundhaltung zu fragen.1

Demut und Sanftmut - Überwindung des Stolzes

Der einzige Weg zur Heilung liegt darin, vom Weg der Hochmut und des Stolzes umzukehren und demütig zu werden. Demut ist eine Eigenschaft, die heute oft völlig falsch verstanden wird. Viele Menschen verbinden mit dem Begriff Demut ein ``im Staube kriechen'', den Verlust von Rückgrat und Ehre, die Aufgabe jeglichen Selbstwertes, eine willenlose Unterwerfung unter die Unterdrückungsherrschaft eines anderen - jedenfalls etwas, was man mit aller Gewalt vermeiden muß. Deswegen haben Christen ihre besonderen Probleme damit, da sie einerseits als gute Christen demütig sein wollen, anderseits Demut in ihrem Innersten ablehnen.

Echte Demut ist aber etwas völlig anderes, da sie genau das Gegenteil von Stolz darstellt. Sie besteht darin, mit einem klaren Blick für Realitäten, also unter Verzicht auf eine hochmütige Selbstüberschätzung (``ich habe doch auch etwas geleistet'') die eigene Hilfsbedürftigkeit anzuerkennen und bereit zu sein, sich von Gott etwas schenken zu lassen. Liebe, Anerkennung und Wertgefühl läßt man sich in allererster Linie von Gott schenken. Ebenso erkennt Demut die eigene Unfähigkeit an, das Leben unabhängig von Gott führen zu können und strebt einen Lebenstil der Verfügbarkeit für Gott an.

Demut ist genau die Haltung, die bei einer Bekehrung zu Gott erforderlich ist. Sie führt zu einer Veränderung der Persönlichkeit und zu einer Gesundung von Geist und Seele. Die meisten der früheren Probleme und Krankheitssymptome beginnen sich langsam ganz von selbst aufzulösen, wenn ein Mensch durch Demut gesund geworden ist. Man wird offen dafür, den Segen Gottes unverkrampft aus seiner Hand anzunehmen. Jesus hat allen denen, die zu ihm kommen, eine völlige Gesundung versprochen.


Kommt her zu mir - alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will Euch erquicken. Nehmt mein Joch auf Euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe für Eure Seele finden. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.

Demut zu lernen ist die Therapie, die in allen Seelsorgefällen weiterhilft.2 Man muß nur die eigenen Mechanismen des Stolzes durchschauen, um wirklich bereit zu werden, sich von Gott helfen zu lassen. Dann kann eine Heilung stattfinden. Die obige Textstelle sagt uns, worauf es bei der Therapie wirklich ankommt.


1.
Man muß zu Jesus kommen - das ist die einzige Person, die helfen kann.

2.
Der Belastete muß selbst kommen - es hilft nicht, wenn jemand anderes (der Therapeut oder Seelsorger) alleine zu Jesus geht.

3.
Das Joch Jesu, also das Wort Gottes, muß bejaht und als verbindlich für das eigene Leben angenommen werden - es ist nicht nötig, das vorher große therapeutische Vorbehandlungen stattfinden. Ohne Bekehrung ist eine Heilung also nicht möglich.

4.
Man muß von Jesus lernen - das ist ein lebenslanger Prozeß.

5.
Demut und Sanftmut soll gelernt werden - also das Gegenteil von Hochmut, Härte und Ungeduld. Neben der grundsätzlichen Bereitschaft zur Abhängigkeit von Gott ist dies der Verzicht darauf, sich im Leben selbst durchsetzen zu wollen, der nur möglich ist, wenn man aus den Geschenken lebt, die Gott gibt.

6.
Die Ruhe für die Seele, also die völlige Gesundung ist die Konsequenz. Gott erquickt uns.

7.
Vor dem Joch Gottes braucht man keine Angst zu haben - es drückt nicht und die Last ist leicht. Was da immer zu drücken scheint, ist die Perversion, die Menschen aus dem Wort Gottes gemacht haben, und die falschen Vorstellungen, von denen wir nicht lassen wollen.

Das scheint schwer zu glauben, da auch Christen sich daran gewöhnt haben, dem Werk und den Möglichkeiten von Menschen - insbesondere den Erkenntnissen der Medizin - mehr zu glauben als Gott, und sich dagegen auflehnen, diesen Weg wirklich ohne Vorbehalte zu gehen. Die Versuche, sich darauf einzulassen, scheitern dann oft an der Halbherzigkeit, mit der sie gegangen werden, denn man rechnet eigentlich nicht damit, wirklich gesund zu werden und kann dann im Anschluß dsagen, daß man es immer schon gewußt hat.

Mit dieser Haltung will man Gott zum Lügner machen - aber nur die Wahrheit macht uns frei.

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt

Negative Grundhaltungen sie Stolz, Härte und Ungeduld sind also die Grundvoraussetzungen für unsere Krankheiten. Wenn wir diese Grundhaltungen in uns als solche erkennen, ist der erste wichtige Schritt zur Gesundung getan, denn dann sehen wir die Notwendigkeit ein, den obengenannten Schritten zu folgen und haben auch einen konkreten Ansatzpunkt dafür.

Natürlich treten diese Grundhaltungen oft in sehr verkappter Form auf und werden von den Betroffenen oft nicht als solche erkannt.3 Viele Menschen wissen somit nicht mehr, was sie Gott eigentlich bekennen sollen, wenn sie vor ihn treten, weil ihnen die Erkenntnis für die eigene Schuld fehlt. Sie wundern sich aber dennoch über diverse Symptome, die sie sich nicht erklären können. Seelsorger sind in diesen Fällen oft dazu verführt, den Symptomen und Mechanismen zu folgen, denn diese laden oft geradezu dazu ein. Oft findet man dabei auch einige interessante Dinge und kann manche Kleinigkeiten heilen. Dennoch verliert man sich in ``Nebenkriegsschauplätzen'' und wird von dem eigentlichen Problem abgelenkt.

Es ist wichtig zu begreifen, daß es im Endeffekt nur eine Ursache für seelische Störungen (und auch für viele Probleme und körperliche Krankheiten) gibt, nämlich Stolz und Unabhängigkeitsstreben. Natürlich wäre es zu platt, vor Gott zu treten und zu bekennen ``Ich bin stolz'', wenn man nicht wirklich weiß, wovon man redet. Die pauschale Erkenntnis nutzt wenig, da sie nicht zur Bereitschaft führt, im konkreten Fall etwas zu ändern. Der Finger muß also auf die konkrete Spielart des Stolzes gelegt werden, damit auch eine gezieltere Therapie stattfinden kann. Erkenne ich meine Form des Stolzes und die Defizite, die ich damit kompensieren will, und begreife ich, daß ich das eigentlich gar nicht nötig habe, weil Gott meine Defizite füllen will, dann kann ich selbst davon loslassen und Gott ehrlichen Herzens um Heilung bitten.

Eine gewisse Vorsicht ist dennoch angesagt. Das Ziel der Betrachtung sollte nicht sein, in akribischer Suche alle Varianten des Stolzes zu untersuchen und dann alles Erkannte zu bekämpfen oder zu unterdrücken. Denn das wäre wiederum der Weg der eigenen frommen Leistung. Außerdem ist die Bekämpfung einer bestimmten negativen Eigenschaft nicht das eigentliche Ziel, denn diese negative Eigenschaft ist ja nur eine Spielart desselben Grundübels. Es ist der ganze Mensch, der gesund werde muß - nicht nur eine kleine Facette.

Die Auseinandersetzung mit dem Negativen darf also kein Selbstzweck werden. Sie ist nur ein Hilfsmittel zur Erkenntnis, damit wir gezielter Vor Gott treten können, unsere Hilfsbedürftigkeit erkennen, und uns dann von Jesus helfen lassen, unseren Stolz zu überwinden. Gesund werden wir nur durch völlige Hingabe an Jesus (im Sinne der obigen Schritte) und eine Öffnung für eine Führung durch den heiligen Geist - den großen Helfer, den Jesus uns zurücklies. Nicht der menschliche Therapeut oder Seelsorger ist in der Lage zu heilen, nicht die eigenen Selbstheilungskräfte, sondern nur Gott selbst.

Varianten des Stolzes

Welche raffinierte Verdrehungen haben Menschen erfunden, um ihren Stolz auszuleben, ihn als etwas Gutes und Berechtigtes darzustellen oder ihn zu vertuschen? In der folgenden Aufzählung wird sicherlich jeder Mensch sich in mehreren Varianten wiederfinden. Dies aber soll kein Grund zur Panik oder zur Frustration sein. Im Gegenteil, erst diese Erkenntnis ist der Weg zur Besserung. Wir sehen uns, wie wir wirklich sind, erkennen die Schuldhaftigkeit unseres Verhaltens und unsere Hilfsbedürftigkeit, was eine Änderung unserer Grundhaltung betrifft, und lassen uns vielleicht erstmalig wirklich so auf Gott ein, daß wir aus seiner Hand Gnade und Veränderung annehmen. Als Seelsorger sollten wir unserem Gegenüber bei dieser Selbsterkenntnis helfen, indem wir versuchen, seinen Charakter zu erkennen und ihm/ihr dann in Liebe und Freundlichkeit den Weg zu öffnen, sich selbst unverfälscht zu sehen.


1.
Bitterkeit, Unversöhnlichkeit, Verwundet sein
die primitivste und offensichtlichste Form von Stolz: ``Ich stehe auf einem moralisch höherem Niveau als Du und kann Dir deshalb nicht vergeben, was Du mir angetan hast''. Menschen werden abgelehnt, auch wenn Die Tat lange zurückliegt.
Weitverbreitet auch unter Christen, die das Konzept der Vergebung nicht wirklich vestehen wollen. Wer diese Haltung nicht irgendwan losläßt, den wird die Bitterkeit irgendwann auffressen.
2.
Minderwertigkeitskomplexe - Stolz mit vertauschter Außenwirkung
Minderwertigkeitsgefühle entstehen immer dann, wenn nicht akzeptieren kann, daß ich aus eigener Kraft nicht so toll bin, wie ich gerne sein möchte.

3.
Überbetonung eigener Fähigkeiten und Begabungen
``Alle sollen spüren, wie daß ich besser bin als andere''. Ich genieße meine Triumphe auf meinem Bereich und kompensiere damit Defizite. Ich lebe aus meiner Stärke und meinen tollen Eigenschaften, welche den Mittelpunkt meiner Existenz bilden. Ich denke nur in den Kategorien meiner Stärken und suche Möglichkeiten, sie unter Beweis zu stellen (oft versteckt und indirekt, damit ich nicht als prahlerisch gelte) und schaue auf andere herab, die das nicht haben. Ich verachte die ``Schwachen'' (die wiederum mich verachten, wenn sie auf anderen Gebieten stark sind) überhebe mich über sie und lehne sie eigentlich ab.
Eine solche Haltung hindert daran, seelisch gesund zu werden, da sie oft nicht als Stolz und Sünde anerkannt wird. Die Begabungen als solche sind ja nicht negativ, sondern nur die Art wie ich sie ansehe und die Haltung, die daraus entsteht.
Eine Therapie ist nur möglich, wenn ich erkenne, wie wichtig es ist, ein ganzer Mensch zu sein, der um seiner selbst willen (von Gott und dann auch von anderen Menschen) geliebt wird und nicht wegen einer oder mehrerer spezifischer Eigenschaften. Dann kann ich loslassen davon, mich auf diese eine Stärke zu stützen. Ich muß nicht aus mir selbst stark sein. Dann kann ich meine Stärken oft viel fruchtbarer ausleben, denn ich brauche sie nicht mehr zur Selbstbestätigung.
Typische Versionen dieser Selbstüberhebung findet man in vielen Bereichen

(a)
Der Intellektuelle - was zählt ist Intellekt und Intelligenz.

(b)
Der allseitige Praktiker - ist stolz darauf, daß er alles handwerkliche beherrscht.

(c)
Der Sportler & Athlet - betreibt einen Körperkult und ist selbstverliebt in den eigenen starken Körper. Bodybuilder, Trendsportler und Extremsportler sind da besonders gefährdet.

(d)
Der Starke - in jedem Bereich (Bildung, emotionale Belastbarkeit, Durchsetzungsvermögen, Begabungen) ist er einfach gut. Dies ist an sich positiv, wird aber mißbraucht, um sich auf Kosten anderer durchzusetzen. Führt oft zur Herrschsucht.

(e)
Der Ästhet, Philosoph oder Künstler - hat ein feineres ästhetisches Empfinden, ist sensibler und hat mehr Geschmack als andere und ist in der Lage, diese zu beurteilen.

(f)
Der Humanist - ist gut und edel; ein Menschenfreund im Gegensatz zu der rohen und groben Masse des Volkes. Diese Sichtweise wird besonders deutlich bei Goethe vertreten.

(g)
Der Narzißt - ist in seine eigene Schönheit bzw. sein Bild davon verliebt. Braucht oft auch Anerkennung durch andere, um das Bild zu bestätigen, sieht aber immer nur sich selbst.

(h)
Jugendlichkeitswahn - muß ständig unter Beweis stellen, daß er noch jung ist, und steht nicht dazu, älter zu werden. Benötigt oft neue Eroberungen, die seine Jugendlichkeit bestätigen (Playboymentalität). Oft mit massiven, gut versteckten Minderwertigkeitskomplexen gekoppelt

(i)
Der Adlige aus gutem Haus - legt Wert auf seine edle Abstammung, die ihn vom Pöbel abhebt. Was zählt, sind die Vorfahren.

(j)
Soziales Engagement (mit falschen Motiven) - ich beweise meine moralische Überlegenheit über das selbstsüchtige Volk. (Wird deutlich, wenn mir mein Engagement eigentlich als Last erscheint.)

4.
Ironie, Sarkasmus & Arroganz
offen gezeigter Stolz und Selbstüberhebung durch Herabwürdigung anderer.

5.
Faulheit
Stolz in Reinkultur - ``Laß andere arbeiten. Ich habe es nicht nötig, das zu tun - ich komme auch so durch'' - meist auf Kosten der anderen. In den Sprüchen stehen viele deutliche Worte dazu. Faulheit ist keine Veranlagung sondern eine Entscheidung die revidiert werden muß, sonst ist jede Seelsorge und jedes Gebet zwecklos.

6.
Machtbesessenheit
Herrschsucht gekoppelt mit der Macht, sie auszuleben.

7.
Launenhaftigkeit oder Clownerie
Man bleibt unberechenbar für andere und manipuliert sie - entweder durch negatives Auftreten (Launen) oder niemals ernstes Überspielen aller Situationen

8.
Rebellische Lebensführung: Querulanten, agressive & haßerfüllte Menschen,
(scheinbare) Unfähigkeit zur Unterordnung
Dies ist keine Veranlagung oder Krankheit, sondern Folge meiner (meist lange zurückliegenden und unbewußten) Entscheidung, die nur von mir selbst revidiert werden kann. Die Emanzipationsbewegung hat in dieser Hinsicht viel Schaden erzeugt.

Ungehorsam und erklärte Unabhängigkeit

9.
Sorgen
entstehen immer dann, wenn ich mich entschlossen habe, in einem Teil meines Lebens ganz und gar selbst in die Hand zu nehemen, anstatt mich von Gott versorgen zu lassen. Ich rechne nur mit dem, was ich selbst beeinflussen kann, und mache mir Sorgen, wenn ich nicht genügend in der Hand habe. Gott kommt nur ins Spiel, wenn ich gar nicht weiterweiß, und dann beklage ich mich, daß er meinen Plan nicht gelingen läßt.
Ich muß endlich von dem Wahngedanken loslassen, daß ich auch nur den kleinsten Teil meines Lebens alleine führen kann, und lernen, mich von Gottes Wort und seinem Heiligen Geist führen zu lassen. Dann werde ich auch seinen Verheißungen Glauben schenken.
Das befreit mich natürlich nicht, mich ganz und gar für das einzusetzen, wohin Gott mich führt, und bei Entscheidungen meinen gesunden Menschenverstand zu nutzen. Nur muß ich diesen dem Wort Gottes unterordnen.

10.
Gefühlslosigkeit
ich lasse niemanden in meine Gefühlswelt hinein

11.
Perfektionismus: Zwanghaftigkeit oder Skrupelhaftigkeit
ich will alles selbst machen und will mir keine Schwächen geben. Ich freue mich an eigenen perfekten Leistungen aber vergeude viel Energie auf sinnlose letzte Feinheiten bzw. beginne Dinge nicht, die ich nicht perfekt ausführen kann. Ich verleugne Fehler, da ich es nicht ertrage, welche gemacht zu haben.
Oft verlange ich auch von anderen Perfektion.

12.
Übervorsichtiges Schweigen
ich kann nichts Verkehrtes sagen und bleibe unangreifbar. Ich umgehe alle Probleme und bleibe immer der Gute.

Die graue Maus
fällt nie auf und läßt sich auf nichts ein, was schwierig ist. Laßt sich nicht fordern und kann somit niemals überfordert werden.

13.
Herrschaft über Abhängige
kompensiert die eigene Schwäche, indem ich meine Überlegenheit über andere demonstriere, die noch schwächer sind. Relativ zu diesen bin ich dann immer der Starke und Gute.

14.
Mißtrauen, Verachtung & Kritiksucht, Lästerei, Tratschen, Spott, Klagen etc.
ich mindere den Wert von anderen, um selbst im Gegensatz dazu gut auszusehen. Eine sehr infame Methode: ich hebe die Schwächen anderer hervor und steige dann relativ zu ihnen in meinem Wert.
Ein auch unter Christen weitverbreitetes Übel, was viel Schaden anrichtet und jede Gemeinschaft zerstört.
Rachegelüste, Gnadenlosigkeit und Unbarmherzigkeit stecken dahinter und müssen als Sunde erkannt werden, bevor eine Heilung möglich ist.

15.
Menschengefälligkeit
ich ``investiere'' in andere, damit ich später zurückfordern kann. Versucht immer eine positive Balance zu halten, um nicht in die Schuld anderer zu kommen.

Liebessucht und Liebeserpressung
ich binde andere durch Wohlverhalten an mich und nötige sie dazu, immer lieb zu mir zu sein.
Beides sind Formen von Manipulation

16.
Ausbeutung
ich mache mir den Besitz, die Energie, die Beliebtheit oder andere wertvolle Eigenschaften anderer zunutze

17.
Unechte Liebe
Liebe nur gegen Wohlverhalten. Führt bei meinem Gegenüber oft zur Allergisierung gegen Liebe und dazu, daß diese Liebe von Gott nicht annehmen

18.
Empfindlichkeit, Selbstmitleid/Märtyrerhaltung, Depression
ich genieße die Wahrnehmung, daß ich edler Mensch Opfer meiner rohen und brutalen Umgebung bin.
Diese Formen des Stolzes sind oft schon im Frühstadium selbstzerstörerisch, da ich sie sehr schnell kultiviert habe und nicht mehr loslassen kann. Die Entscheidung, die eigene Stärke in Feinfühligkeit und edlem Wesen zu sehen, führt zu einer verdrehten Sicht auf mich selbst und die Welt um mich herum, die mich schnell zum hilflosen Opfer werden läßt. Depressionen, die hieraus erwachsen, sind keine Krankheit im eigentlichen Sinne sondern nur eine selbstgewählte pervertierte Form des Lustgewinns am Leiden.

19.
Hingabe an eine Krankheit
um Mitleid durch andere zu erpressen.

20.
Resignation und Weltverneinung
außer mir und einer kleinen Gruppe von Menschen ist die ganze Welt schlecht und man kann nichts ändern.

21.
Hochstaelei, Eigentumsdelikte (als Gewohnheit), Hinterziehungen
ich nehme mir ein Recht am Eigentum anderer

22.
Lügen, Angeben, Untertreiben (als Lebensprinzip)
ich stehe nicht zu dem, wie ich wirklich bin und verschaffe mir Vorteile durch Lüge.

23.
Tagträumerei

Sucht und Alkoholismus

Sexuelles Fehlverhalten und Ablehnung gesellschaftlicher Tabus
ich suche mir meine Form der Lust, wann und wie ich es will - sei es nun nur in Gedanken oder real. Führt sehr schnell zur Abhängigkeit.
Auch Alkoholismus ist keine wirkliche Krankheit sondern ausgelebte Unabhängigkeit. Nur ist der Weg zurück sehr schwer und nur durch Gottes Gnade wirklich möglich.

24.
Gehemmtheit
eine Kopplung von Angst und Minderwertigkeitsgefühlen, oft als edle Zurückhaltung getarnt.

25.
(praktischer) Materialismus
ich ziehe meine Lebensfreude aus materiellen Dingen. Meine Wünsche und Lebensziele sind materieller Natur. Ich bin stolz auf das, was ich habe (und zeigen kann), oder bin frustriert, wenn meine Möglichkeiten nicht reichen, um meine Wünsche zu erfüllen.
Kaufrausch und Verschuldung sind typische Anzeichen.

26.
Geiz
ist die Wurzel vielen Übels. Ich will nicht abgeben, denn was ich habe ist mein. Ich habe es mir geschaffen.

27.
(scheinbare) Unfähigkeit, sich selbst zu vergeben.
``Ich habe besonders hohe moralische Ansprüche'' und muß deshalb unter meinem Versagen besonders leide. Vergebeung will ich eigentlich nicht wirklich annehmen, weil dies meine hohe Moral herabwürdigen könnte. Ich muß mein Leben lang büßen.
Oft züchte ich mir auf lange Sicht als Symptom meines Leidens eine Krankheit, an der ich dann (ohne noch den Bezug zu erkennen) weiterbüßen kann.

28.
Selbstgerechtigkeit
Ich habe das Gefühl, daß ich im Prinzip ein guter Mensch bin. Was mir passiert ist bestenfalls ein unbedeutender Fehler. Meine Schwächen (auch erkannten Stolz) glaube ich selbst bekämpfen zu können. Vergebung anderer brauche ich nicht wirklich.
Unter Christen ist dies leider viel zu sehr verbreitet und führt zu einem steten krampfhaften Bemühen um Verbesserung und Leistungschristentum. Ich will mir (unbewußt natürlich) das Himmelreich erarbeiten, anstatt es mir von Gott schenken zu lassen. Mit dem Konzept der Vergebung kann ich eigentlcih nicht so recht etwas anfangen.
Der Weg führt weg von Gott und muß genau umgekehrt werden: ich muß mir von Gott Gerechtigkeit schenken lassen und er wird sich meiner Schwächen annehmen.


Oft wurden diese Formen durch andere mitgeprägt und schon vor langer Zeit festgelegt. Dennoch ist die konkrete Ausprägung eine Folge meiner Entscheidung gewesen, mit der ich auf ein Defizit reagiert habe. Die Entscheidung kann daher nur von mir selbst korrigiert werden und nicht etwa durch eine starken Seelsorger oder Therapeuten. Diese können mir nur helfen, zu erkennen, welche Schritte nötig sind - gehen muß ich sie selbst. Und Gott wird mich dann heilen